Blockierte Kommunikationen in polykulturellen und intergenerationellen Kontexten. Zum Wechselverhältnis von Kommunikationskulturen in einem deutschen Mehrgenerationenhaus und einer mauritischen Familie.
Abstract
Pflegeheime sind ein zentraler Bestandteil der deutschen (Alters)Kultur. Wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit diesem besonderen Wohn- und Lebensraum vornehmlich weiblicher Personen im 3. und 4. Lebensalter sind abseits des praxisbezogenen Mainstreams bislang ein Desiderat. Die Dissertation nimmt das Pflegeheim, konkret das Haus der Generationen auf dem Gelände der Franckeschen Stiftungen in Halle/ Saale, aus linguistischer Perspektive als einen speziellen Ort des intragenerationellen Zusammenlebens in den Blick und versucht, einen Beitrag zur Überwindung der o. g. Forschungslücke zu leisten. Ausweislich der erhobenen Daten zeichnet sich das intragenerationelle Zusammenleben der Pflegeheimbewohner durch eine vergleichsweise stark blockierte Kommunikation aus, die charakterisiert ist durch eine fehlende Bereitschaft, die nötigen Bedingungen zu schaffen, um einander zu verstehen. Ziel der empirischen Arbeit ist es, auf der Grundlage einer Analyse multimedial dokumentierter, authentischer, domänenspezifischer Alltagsgespräche die Charakteristiken der blockierten intragenerationellen Kommunikation herauszuarbeiten, ihre Ursachen zu ergründen und Strategien zu deren Reduktion zu entwickeln, die im Anschluss an die wissenschaftliche Auswertung in Form einer kommunikationsfördernden Begleitung direkt in die pflegerische Praxis vor Ort einfließen soll. Die entscheidenden Impulse hierfür erfährt das Dissertationsvorhaben durch eine kontrastiv angelegte Analyse mauritischer Familiengespräche, die sich durch eine vergleichsweise fließende intergenerationelle Kommunikation auszeichnen. Die Verbindung der deutschen Daten mit Daten aus der mauritischen Kultur ist für die Zielstellung v. a. aufgrund der Struktur des generationellen Zusammenlebens sowie hinsichtlich des vor dem polykulturellen Hintergrund stark ausgeprägten Konfliktlösungspotentials der Mauritier in höchstem Maße geeignet. Über den Begriff der Kommunikationskultur sollen dabei Bezüge zum gesellschaftlichen Kontext herausgearbeitet und einzelkulturspezifische Kommunikationsmechanismen offengelegt werden, die für die Erarbeitung der Strategien zur kommunikationsfördernden Begleitung fruchtbar gemacht werden sollen.
(in Arbeit)
Juliane Bucher @ Gerd Antos
1998 - 2005 Studium der Germanistik in Halle
Aktuelle Tätigkeit:
in Halle, Stipendiatin der Paul-Riebeck-Stiftung zu Halle
an der Saale und des Landes Sachsen-Anhalt