"Blindes" Schreiben im Dienste der DDR-Staatssicherheit. Eine text- und diskurslinguistische Untersuchung von Texten der inoffiziellen Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit.

  • cover_bock

Abstract

Die Texte, die die inoffiziellen Mitarbeiter (IM) als Informationszuträger für die DDR-Staatssicherheit geschrieben haben, sind ausgesprochen unterschiedlich gestaltet. Neben erwartbaren Textsorten wie Bericht und Personeneinschätzung übermitteln die IM dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) auch Informationen in Textsorten, die man hier nicht erwarten würde (z.B. Klatschgeschichte, wissenschaftliches Gutachten, Tagebucheintrag, Rezension), oder sie schreiben »musterlose« Texte, d.h. sie orientieren sich gerade nicht an einer bestimmten Textsorte. Den typischen IM-Text gibt es in dieser Hinsicht nicht. Allen Texten gemeinsam sind jedoch die Bedingungen ihres Entstehens: In diesem Kommunikationsraum galten diskursive Regeln, die woanders (auch in der DDR) nicht galten.

»Blind« war das Schreiben der IM insofern, als ihnen Wissen über die Institution MfS, insbesondere über die interne Informationsverarbeitung, über die Kommunikationssituation, angemessene Textsorten und mögliche Adressaten der Texte vorenthalten wurde. Die Führungsoffiziere gaben den IM weder Vorgaben für die Textherstellung noch Rückkopplung zur Gestaltung. Das brachte die Schreiber in eine Lage, in der sie eigene Lösungen finden mussten.
Das Buch liefert zum einen eine diskurslinguistische Beschreibung der Verteilung von Wissen und Macht innerhalb dieses spezifischen Diskurses der DDR und konzentriert sich dabei auf die inoffiziellen Mitarbeiter (IM) als Diskursakteure. Zum anderen werden die IM-Texte aus textlinguistischer Perspektive daraufhin befragt, welche Schreibstrategien Textproduzenten in »blinden« Schreibsituationen entwickeln.

(verteidigt am 17. April 2012)

Bock, Bettina (2013): "Blindes" Schreiben im Dienste der DDR-Staatssicherheit. Eine text- und diskurslinguistische Untersuchung von Texten der inoffiziellen Mitarbeiter (= Reihe Sprache - Politik - Gesellschaft, Band 9). Bremen.

Deutsche Nationalbibliothek

Verlagsinformation

Rezension

Amazon

Aktuelles Habilitationsvorhaben unter dem Arbeitstitel:
"Leichte Sprache"

Arbeits-Konzept

Bettina Bock @ Gerd Antos

Bettina Bock

2011 - 2014 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Germanistischen Institut
der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

seit 2012 Postdoc-Stipendiatin in Halle (Saale)

seit Sommer 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin
am BMAS-Projekt "Leichte Sprache im Arbeitsleben"

Gemeinsame Publikationen:

  • (in Vorb.) Bock, Bettina und Gerd Antos: Öffentlichkeit – Laien – Experten: Möglichkeiten und Grenzen einer Delimitation sozialer Domänen und Akteursgruppen. In: Gerd Antos/Thomas Niehr/Jürgen Spitzmüller (Hrsg.): Sprache im Urteil der Öffentlichkeit (=Handbücher Sprachwissen, Bd. 10). Berlin/Boston.